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Montag, 3. Oktober 2011
West Cork, Ireland: zu viel Schönes für weniger Worte


Alte Heimat, neue Orte, passables Wetter, Minzschokolade en masse, Scones und abenteuerliche Straßen. So lässt sich unsere Woche Irland knapp zusammenfassen.



Aber es geht natürlich auch ausführlicher!
Beginnen wir mit dem Häuschen, das ich nur weiterempfehlen kann: Die „Bay View“ Cottages von Kate liegen oberhalb des kleinen Örtchens Rosscarbery in einer Bucht und bieten einen grandiosen Blick auf Bucht & Meer. Der Blick ist so großartig, dass man ganz genügsam wird und beim Essen die Unterhaltung vergisst: man sitzt nur noch nebeneinander und beobachtet Vögel, Gezeiten, das „Künstlerhaus“ am Strand (das sich als Haus einer Golfclubs herausstelle, naja) und den Hügel gegenüber.


Hinten rechts, auf dem Foto leider kaum sichtbar: das Meer.

Ein Auto ist in Irland unabdingbar, sonst kommt man außerhalb der größeren Orte und der Standardverbindungen zwischen Dublin, Cork und Galway nur schlecht voran. Zum Autofahren allerdings braucht man gute Nerven, die in unserem Fall der Fahrer hatte, der Beifahrer (ich!) eher nicht so. Iren ohne Licht im Nebel mit 100 km/h, Bundesstraßen die unseren besseren Feldwegen entsprechen und plötzlich auch mal Kühe auf der Fahrbahn: Abenteuer! Wenn man ein Auto mietet sollte man dort nicht unbedingt zum kleinsten Modell greifen, ein etwas größeres Auto mit guter Straßenlage gibt einem ein wesentlich sichereres Gefühl.



Ausgehend von Rosscarbery haben wir dann das Umland erkundet.
Im Osten liegt das kleine Städtchen Clonakilty mit seiner bunten Hauptstraße und, wichtig!, einem Dunnes Store. Schuh-Shopping wie ich es mag. Recht viel mehr gibt es dort nicht zu sehen, deshalb fährt man noch ein Stücken weiter nach Osten, am Meer entlang, zur Klosterruine von Timoleague. In deren Inneren liegen nicht nur Gräber wahllos verstreut, sondern auch mal eine mumifizierte Taube.



Fährt man an der wunderschönen Küstenstraße noch eine Stunde weiter in Richtung Osten, landet man in Kinsale, meiner alten Heimat, und besucht dort das Charles Fort, eine große Fortanlage in der Bucht. Kinsale changiert wie eh und je zwischen überteuertem Küstenparadies für die wohlhabende Gattin und gemütlich-buntem Örtchen. Leider musste ich auch dort die Auswirkungen der Krise feststellen: meinen Lieblingsladen mit großartiger Fudge-Auswahl gab es nicht mehr, einige Läden standen leer – so wie viele Privathäuser auf dem Land. Dafür haben wir Tom’s Bakery (46 Main Street) für uns entdeckt: tolle Kuchenauswahl, exzellenter Kaffee, Scones und annähernd kontinentales Brot (also weder Toast noch Soda, sondern z.B. eine Art Sauerteigbrot).


Delicious Carrot Cake


Scones: hervorragend mit Butter & Blackcurrant-Marmelade

Weiter ging’s nach Cork mit eigentlich nur vier Zielen: Uni, Saint Finbarr’s, Vibes & Scribes und Penneys!
Das Unigelände war schön wie immer, dort stehen einige Ogam-Steine, also Steine mit Schriftzeichen aus dem 4. bis 6. Jahrhundert. Saint Finbarr’s, die Kathedrale der Church of Ireland in Cork, hatte ich komischerweise noch nie von Innen gesehen, was jetzt nachgeholt wurde – sie ist definitiv einen Rundgang wert!


Saint Finbarr's

Danach folgte der Shopping-Teil, leider war im Vibes & Scribes gerade Chaos, weswegen ich keine brauchbaren Scrapbooking-Utensilien fand, ansonsten gibt es aber in den beiden Läden in der Bridge Street Mal- und Bastelzubehör, Kunstbücher, Stoffe, Spitzen und Nähzubehör und Unterhaltungsliteratur.
Penneys, im UK als Primark bekannt, ist vor allem ein Taschenparadies und, wenn man das Chaos und den Geruch nach billigem Plastik verdrängt hat, eine Schatzgrube für günstige Kleider & Accessoires.



Doch wenden wir uns von Rosscarbery aus nach Westen, wo es etwas mehr zu sehen gibt!
Zum Beispiel den Drombeg Stone Circle, einen der besterhaltenen Steinkreise in Irland. Was ich an Irland so mag, ist das Unregulierte: Zwar sind viele Attraktionen kaum ausgeschildert und ohne Karte nicht zu finden, dafür hat man sie, wenn man sie mal gefunden hat, oft für sich alleine. Am Stone Circle war sogar etwas mehr los, aber auch das war nicht schlimm: im Gegensatz zu Stonehenge (na gut, dessen Steine sind auch mindestens doppelt so hoch und der Kreis ist größer) gibt es keinen Zaun, keine vorgegebene Laufrichtung. Die Steinbrocken stehen einfach auf der grünen Wiese, ein Möchtegern-Druide sitzt meditierend daneben, man steigt in die alten Hütten (wo man mit heißen Steinen aus der Feuerstelle 318 Liter Wasser innerhalb von 18 Minuten zum Kochen bringen konnte – und das zwischen 150 v.Chr. und 130 n.Chr.!) und die ganz Dreisten setzen sich auf den flach liegenden der 17 Steine im Kreis.


Drombeg Stone Circle

Baltimore steht in jedem Reiseführer, meist eher als Randbemerkung – dabei fanden wir dort den schönsten Ort unserer Reise! Etwas außerhalb steht der Beacon, eine Art Leuchtturm ohne Leucht, eine Festlandmarkierung in Form eines gemauerten, weiß gestrichenen Kegels an den Klippen. Von dort hat man sowohl einen großartigen Blick ins Innere des Landes auf die umliegenden Inseln und die sie umgebenden Berge auf dem Festland, als auch raus aufs weite Meer. Wie immer ist die Klippe ungesichert. Der perfekte Ort um sich eines nervigen Reisebegleiters zu entledigen! Was weder ich noch mein Freund nötig hatten, glücklicherweise.


Baltimore: The Beacon


Blick ins Landesinnere



Ebenfalls im Westen, in der Nähe von Skibbereen, liegt der Liss Ard Garden ein frei zugänglicher Park mit einzelnen Themengärten, in denen man sich selbst und die Natur entdeckt. Ich könnte es nicht besser ausdrücken als die Internetseite des Gartens es tut: “The garden has an archetypal meaning as a place dealing with mortality and immortality, embodying the instinctive, unconscious human longing to be reconciled with paradise. A place that may offer the height of relaxation as well as the peak of provocation - in a moment when we are not able to deal with the quiet tranquility of a garden.”
Tatsächlich kommt der Moment, an dem man mit der Ruhe des Gartens nicht mehr zurecht kommt – nämlich dann, wenn man mitten im Wald an einem Zaun steht, sich vorher aber sicher war, die Liss Ard Lodge in dieser Richtung gesehen zu haben. Deshalb: vorher unbedingt den Plan am Eingang abfotografieren, das hilft bei der Orientierung!
An anderer Stelle hat uns aber auch das Abfotografieren einer Karte nicht geholfen: die Spazierwege rund um Rosscarbery sind entweder nicht vorhanden oder gefährliche Trampelpfade direkt an den Klippen.




Der "Irish Sky Garden"

Die Tour raus zum Mizen Head („Ireland’s most southwesterly point – jeder denke sich dazu seinen Teil!) haben wir uns gespart – die Sicht war vernebelt, der Blick hätte sich also nicht gelohnt. Einfach an der Landzunge die Küstenstraßen abfahren lohnt sich aber auch schon, zwischendurch locken immer wieder feine Sandstrände – wenn nur das Meer nicht so kalt wäre! An unserem „Heimatstrand“ haben wir einmal die Füße ins Meer gedippt, was sicherlich sehr gesund ist und die Durchblutung fördert – aber halt auch einfach eisige Zehen verursacht.


Crookhaven


Kalte Füße in Rosscarbery

Eine Tour noch: weiter in den Westen, nach Bantry, einem wunderschönen Herrenhaus mit einem großen Garten, an dem noch etwas Arbeit zu tun ist (Rasen mähen, zum Beispiel, wäre bestimmt im Sinne des Erfinders gewesen). Das Örtchen Bantry dagegen muss man wirklich nicht gesehen haben.


Bantry House & Garden



Zum Schluss ein Tipp für alle Genießer: unbedingt mal ein Sirloin-Steak kaufen und bei fish! an der N71 (ein bisschen versteckt neben der Spar-Tankstelle) Fisch kaufen. Haddock war nicht unser Fall, aber der Lachs war der beste Fisch den ich je gegessen habe. Aber nicht nur frischen Fisch und Muscheln (äußerst bezahlbar!) findet man bei Peter Shanahan, auch geräucherten Fisch und Bio-Milchprodukte und Gemüse aus der Umgebung.
Wer zum Essen gerne ein Glas Wein genießt, sollte den allerdings importieren. Außer er hat Lust, für eine Flasche die in Deutschland 4€ kostet, locker das Doppelte zu zahlen.


Meine Spezialität:das schiefe Meer.

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