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Freitag, 2. April 2010
Toctronic in der Tonhalle: enttäuschend.


Der verwaiste Blog wird auch mal wieder mit Inhalt gefüllt…“aus traurigem Anlass“ möchte man sagen. Letzten Freitag, am 26.3.2010, spielten Tocotronic in der Tonhalle in München, die Karten waren schon einen Monat zuvor alle weg, die Halle also gut gefüllt und das Publikum gespannt. Die nervensägende Vor“band“ Dillon hatte ich in Wiesbaden schon einmal kaum ertragen, sie hat sich seitdem nicht gebessert und singt weiterhin nicht mal un- sondern gnadenlos ÜBERinspiriert von allen sonstigen (weiblichen) Gesangsacts. „Ach, jetzt mach ich mal ein Lied das klingt wie von Regina Spektor. Und jetzt noch eins wie Feist."

Gut, dass man sie überlebt hat, es sollte ja besser werden, mit Tocotronic auf der Bühne. Leider hatte ich bei den ersten beiden Songs (in der späteren Enttäuschung verschwanden alle Erinnerungen an die einzelnen Titel) noch Stöpsel in den Ohren, ich bin so ungern mit 40 taub. Nur: angeblich waren diese beiden Lieder aber das Beste am ganzen Konzert – sie müssen es fast gewesen sein, denn was danach kam war leider enttäuschend.

Tocotronic spielen immer viele alte Songs, normalerweise finde ich das auch gut, viele Lieder habe ich so erst lieben gelernt, aber an diesem Abend haben sie es einfach übertrieben. In grenzwertig langen Gitarrengeschwurbelüberleitungen verloren sich die urältesten Wüterich-Songs als wären sie zu einem Medley zusammen geschnitten. Die Schönsten der Alten („Hi Freaks“ zum Beispiel), bisher auf jedem Konzert gehört, fehlten ganz.

Nun kommt das Argument, man müsse und könne ja nicht immer das Gleiche spielen – richtig. Man muss aber trotzdem auch noch im Blick haben, das Publikum zu unterhalten und nicht nur sich selbst auf der Bühne und die wenigen sowieso am Rande ihres Bewusstseins wankenden, gealterten Urfans davor. Die pogen auch zu ruhigen Songs, wie der Freund meiner Schwester entgeistert feststellte, und sie hätten eben auch zu jedem x-beliebigen anderen Toco-Song gepogt.

Meine Stimmung sank also leider von Song zu Song, die erste Zugabe machte es nicht besser, ebenso wenig die zweite. Danach wurde es nicht still, mit Pfiffen, Sprechchören, Klatschen versuchte das offensichtlich nicht zufrieden gestellte Publikum, Tocotronic noch einmal auf die Bühne zu locken, denn das konnte es wirklich nicht gewesen sein. So wenig echtes Gefühl, vor allem von Dirk von Lowtzow, der „Es ist so eine Freude“-schwafelnd die Arme in religiöser Gestik hob, da muss doch mehr gehen. Aber vor allem will man doch als Konzertbesucher die zweite Single-Auskopplung des aktuellen Albums Schall und Wahn, „Im Zweifel für den Zweifel“ hören, dem vermutlich besten Tocotronic-Song aller Zeiten.

Allerdings war’s das tatsächlich und wie immer erklang als Abscheid Ingrid Cavens „Die großen, weißen Vögel“ aus den Boxen. Zumindest ein Lieblingslied zum Schluss, wenn auch nicht von der Band selbst. Es tut mir leid, das von einem Tocotronic-Konzert sagen zu müssen, aber ich war tief enttäuscht von dieser weder musikalisch noch von der Auswahl der Songs besonderen Leistung und ging traurig nach Hause, die nicht gespielten schönen Lieder singend.

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