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Samstag, 22. Mai 2010
Musik ist (nicht) scheisse
Musik ist scheisse.
So steht es zumindest an diesem Abend im Ampere in München auf Gisbert zu Knyphausens Gitarre. Und vielleicht stimmt es sogar ein bisschen, wenn man sich wie der arme Gisbert mit einer Erkältung und zugedröhnt mit „Ingwer, Honig und Aspirin Complex“ auf die Bühne stellen und ein Publikum auftauen muss.

Bevor Gisbert zu Knyphausen allerdings die Bühne betritt, spielt seine Vor“Band“ Moritz Krämer (tatsächlich plus Band) ein paar wirklich nette Songs über die Mitbewohnerin seines Freundes und einen lebensmüden Spatz. Nett, weil: bis auf das textlich wirklich einmalige „Spatz“ muss ich seine Lieder noch einige Male hören, um mit ihnen warm zu werden…





Nun aber zum Hauptact, der sehr früh die Bühne betrat und sich erstmal für seine Erkältung entschuldigte, von der aber glücklicherweise gar nicht viel zu hören war. Mit einer guten Mischung aus Alt und Neu, vor allem aber mit einer unglaublich präzisen und musikalischen Band und dem vielleicht besten Schlagzeuger der Welt, brachte er das Publikum dazu, sanft zu wippen. Allerdings fand ich schon da: da geht doch mehr! Die Lieder hatten (trotz Erkältung) so viel Kraft und ja: Rock!, dass ich mal wieder nicht stillhalten konnte. Und plötzlich, bei einer einzigen Zeile in einem eigentlich ruhigen Lied, der Knick: „Wir trinken immer viel zu viel, doch wir sehn gut dabei aus, ja wir tun das mit Stil“ (aus „So seltsam durch die Nacht“) wird beim ersten Mal von einigen mitgegrölt, beim zweiten Mal von allen, jetzt bewegen sich nicht nur Köpfe sondern Körper, Gisbert und der Schlagzeuger schauen sich nur verblüfft und kopfschüttelnd an: hier ist etwas geplatzt, Schmerz und Lust aus Gisberts Liedern sind tief im Publikum angekommen und werden zu Energie, die Stimmung ist plötzlich wilder, freier, besser. Dazu tatsächlich: Rockgitarren und das, was ich bei Tocotronic immer „das Geschwurbel“ nenne. Auch hier aber noch so präzise und differenziert, nie Krach, nur…

Mir fehlen die Worte. Aber es war perfekt.
Danke, Gisbert, und gute Besserung!





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